Jesper Juuls Vermächtnis

Jesper Juul

ERZIEHUNG IST KINDERLEICHT! 😉

Nämlich genau dann, wenn man sich die positiven(!) Erfahrungen anderer zu Herzen nimmt.

Da gibt es natürlich die eigenen Eltern, Verwandte, Freunde und Kollegen, die alle etwas über Erziehung wissen – manchmal sogar, ohne selbst Kinder zu haben. 😉 Und es gibt die Eltern, die der Meinung sind, „Kinder sind eben heutzutage so“, „das machen doch alle“, „dieses oder jenes funktioniert ja sowieso nicht“.

Aber es gibt auch Personen, die selbst positive(!) Erfahrungen gemacht haben und diese an andere weitergeben. Leute, die tatsächlich eine gute Beziehung zu ihren Kindern aufgebaut haben, selbst eine Entwicklung dabei vollzogen haben und irgendwann erkannt haben, worauf es dabei ankommt. Und von denen kann man sich einiges abgucken und selbst ausprobieren.

Ein solcher Vorreiter auf dem Gebiet der Kindererziehung war Jesper Juul. Der dänische Familientherapeut ist vor kurzem verstorben. Was hinterlässt er uns?
Vermutlich ist fast jeder, der sich irgendwann einmal ein Buch zum Thema Erziehung kaufen wollte, über diesen Namen “gestolpert”. Oder hast Du sogar eines zu Hause im Regal stehen? Jesper Juul hat zahlreiche Erziehungsratgeber geschrieben. In ihnen spricht er vorrangig von Gleichwürdigkeit in der Familie und einer guten Beziehung zum Kind.

Aber was bedeutet Gleichwürdigkeit? Dazu ein paar Fragen an Dich:
Möchtest Du von Deinem Umfeld (Partner, Chef, Kollegen, Freunde….) beschimpft werden, wenn Dir mal etwas misslingt? Willst Du ohne Mitspracherecht Regeln und Vorschriften vorgesetzt bekommen? Möchtest Du täglich hören, was Du falsch gemacht hast? Findest Du es toll, wenn Dein Chef oder Dein Partner Dich anschreit, nur weil er selbst gestresst ist? Fändest Du es gut, wenn Dein Partner ständig von Dir verlangt, dass Du dieses oder jenes ändern sollst?
Mit würde das alles nicht gefallen. Dir vermutlich auch nicht, oder? Und unsere Kinder? Die wollen das natürlich auch nicht.
Kinder mit Respekt auf Augenhöhe zu behandeln – das bedeutet GLEICHWÜRDIGKEIT. Anschreien, ständig schimpfen, Vorschriften machen, sich mit Macht durchsetzen wollen – das alles hat nichts mit respektvollem Verhakten zu tun. So kann auch keine gute Beziehung zum Kind entstehen, ohne die wiederum keine Harmonie im Alltag möglich ist.

Jesper Juul sagte einmal: “80-90% der Erziehung passieren sozusagen zwischen den Zeilen.” Das heißt, unsere Kinder lernen durch Beobachten und Nachahmen. Durch gutes VORLEBEN wird Erziehung also nahezu überflüssig. Ja, auch ich konnte die Erfahrung machen, dass authentisches Verhalten das A&O in der Familie ist. Deswegen sollten wir uns manchmal lieber „an die eigene Nase fassen“ und hinterfragen, ob das (störende) Verhalten unserer Kinder vielleicht mit uns selbst zu tu hat.

Jesper Juul plädiert außerdem dafür, einen guten Weg zwischen GRENZEN und FREIHEIT zu finden. Grenzen setzen sollten wir als „Leitwölfe“ unserer Kinder (so bezeichnet es Jesper Juul), um ihnen ein guter „Navigator“ zu sein. Freiheit sollten sie haben, um frühzeitig zu lernen, selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn sie sich ausprobieren dürfen, lernen sie aus ihren eigenen Erfahrungen. Wenn wir ihnen Verantwortung übertragen, wächst außerdem ihr Selbstbewusstsein.

Ich teile die Ansichten von Jesper Juul von ganzem Herzen. Im Laufe meiner eigenen Veränderung bin ich genau zu diesen Erkenntnissen gekommen – intuitiv. Bei mir war es ein langer Weg. Und ich wünschte, ich hätte mich schon viel früher mit Jesper Juuls Gedanken und Meinungen befasst. Das hätte mir den Weg hin zu einer harmonischen Beziehung mit meinen Kindern enorm verkürzt.