ERZIEHUNG IST KINDERLEICHT! 😉
Nämlich genau dann, wenn Kinder lernen, sich „richtig“ zu streiten.
Geschwisterstreit ist ganz normal und man kann nicht viel tun, um ihn zu verhindern. Es wird ihn immer geben. Aber man kann den Streit gelassen hinnehmen und den Kindern dabei helfen, ihn konstruktiv zu lösen. Das trägt dazu bei, dass Kinder mehr Selbstvertrauen bekommen und später in der Lage sind, Probleme eigenständig zu lösen. Außerdem entlastet es Dich als Elternteil, weil Du nicht mehr in jeden Streit involviert bist.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten, als meine Kinder sich jeden Tag gestritten haben. Die Große – 4 Jahre älter als ihr Bruder – war extrem lebhaft und konnte sich nie alleine beschäftigen. So wurde ihr kleiner Bruder ständig genervt, beim Spielen gestört und lautstark zum Toben animiert. Dabei wollte er einfach nur seine Ruhe haben. Das gab jedes Mal Zoff.
Anfangs hab ich mich immer eingemischt und irgendwie versucht, das Ganze zu schlichten. Meistens habe ich mit meiner Großen geschimpft. Irgendwann kamen Momente, wo mir einfach die Kraft dafür fehlte. Und da habe ich plötzlich gemerkt, dass die beiden das auch ganz gut alleine klären können – meistens jedenfalls und mit der Zeit immer besser.
TIPP 1:
Bleib gelassen! Halte Dich zurück! Lass die Streithähne streiten, solange es sich nicht ewig lang hinzieht, nichts dabei kaputt geht und es nicht körperlich wird.
Was ist bei uns passiert, wenn ich gelassen geblieben bin und mich zurück gehalten habe?
Da gab es verschiedene Möglichkeiten:
1. Der Kleine hat sich von seiner Schwester überzeugen lassen und mit ihr gespielt.
Das Gute daran: Er ist mehr aus sich herausgegangen und ist bei ihrem wilden Spiel mutiger geworden.
2. Er hat sich gegen seine Schwester gewehrt. Oft hat sie dann nachgegeben, wenn sie gemerkt hat, dass er partout nicht machen will, was sie sagt. Das hat ihn selbstbewusster gemacht. Und er hat verstanden, dass man seine Grenzen aufzeigen darf.
3. Die Große hat manchmal von selbst aufgehört, ihn zu nerven, wenn er nicht reagiert hat und sie nicht zu ihrem Ziel gekommen ist. Sie hat dabei gelernt, dass auch andere Bedürfnisse haben, die man berücksichtigen sollte.
Was war langfristig positiv daran?
1. Beide haben verstanden, dass man Probleme selbst lösen kann und dass eine gesunde Streitkultur nützlich ist.
2. Keiner hat sich benachteiligt gefühlt, weil Mama eine Entscheidung getroffen hat, die man ungerecht fand.
3. Letztendlich hat es meine Kinder – trotz oder wegen Streitereien – langfristig noch mehr “zusammengeschweißt”. Sich wieder zu vertragen ist ein unheimlich verbindendes Gefühl.
(Vielleicht kennst Du das auch aus der Partnerschaft…?)
Was aber, wenn die Kinder ihren Streit nicht selbst lösen können oder beginnen, sich zu schlagen?
TIPP 2:
1. Gehe zu Deinen Kindern und benenne, was Du siehst: „Ihr seid aber ganz schön sauer aufeinander.“ oder „Ihr tut Euch ja richtig weh. Ist das ein echter Kampf?“ Dann können Kinder erstmal überlegen und darauf reagieren.
2. Wenn die Rangelei dennoch weitergeht, dann die Raufenden trennen, z.B. mit den Worten: „ich denke, ihr braucht jetzt eine Pause“. Dadurch wird keine Wertung vorgenommen.
3. Frage nach dem Grund für den Streit. Lass beide ihre Version erzählen, wie es zu dem Streit gekommen ist. So lernen Kinder, ihre Gefühle auszudrücken und dem anderen zuzuhören.
4. Wichtig: drücke Verständnis für die Gefühle beider aus! Durch Empathie lernen die Kinder, dass sie wahrgenommen und gesehen werden.
5. Motiviere Deine Kinder, selbst eine Lösung zu finden. Frage sie, ob sie eine Idee hätten, wie sie das Problem lösen könnten. Mache eventuell Kompromissvorschläge! Zum Beispiel: Wenn ein Kind dem anderen das Spielzeug wegnimmt, könnte es dem anderen eins von sich zum Tausch anbieten.
6. Wenn es keine Lösung gibt, dann entferne – wenn möglich – das Streitobjekt für eine Weile für beide.
7. Nach einem heftigen Streit oder einer Schlägerei wollen beide Kinder wahrscheinlich gleichermaßen Trost von den Eltern. Wenn Du allein bist, dann sage ihnen, dass Du Dich nicht teilen kannst, aber für beide da bist. Setzt Euch z.B. zusammen auf die Couch – Du in die Mitte – oder nimm Dir nacheinander für beide Zeit.
Fazit:
Schreien oder drohen sind die falschen Mittel, auf Geschwisterstreit zu reagieren. Die Kinder lernen dann, dass Schreien die Lösung ist. Um Streit konstruktiv zu lösen, müssen Eltern vielmehr die Ursache für den Streit herausfinden und die Kinder motivieren, diesen selbst zu lösen. Am besten ist es, sich nicht so schnell einzumischen. Wenn Dich die Lautstärke des Streites stört, dann lenke Dich bewusst ab!
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